Beitrag zum Analysenband "Hillarys Hand"
"Aus diesen medialen, kulturellen und politischen Entwicklungen ergibt sich eine Situation, die als postpropaganistisch bezeichnet werden kann. Die Diagnose postpropagandistischer Verhältnisse betrifft nicht allein die Vereinigten Staaten. Die Selbstthematisierung des Regierens wird weltweit zunehmend auf partizipative Techniken umgestellt, in denen eine Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Diskursen und Bildern des Regierens und ihres Image praktiziert wird – wenn auch in viel geringerem Umfang eine Beteiligung an den politischen Entscheidungen. Dies läuft auf nichts weniger hinaus als eine medientechnische und -ästhetische Perfektionierung liberaler Gouvernementalität (Foucault 2004), die in den neuen Medienverhältnissen – als Gouvernemedialität (Traue 2009, Engemann 2014) – zu sich selbst kommt. Jeder offene Machiavellismus, jede explizite Setzung, die Widerspruch herausfordern könnte, wird in diesem kybernetischen Regierungsmodus, der auf kommunikativen Rückkopplungsschleifen beruht (Tiqqun 2007), vermieden. Andererseits gibt es Hinweise, dass im Zuge solcher symbolischer bzw. ikonischer Partizipationsangebote auch Bedürfnisse nach einer Beteiligung an Entscheidungsprozessen zunimmt, was sich in neuen Beteiligungsverfahren wie Mediationsverfahren, Bürgerforen, raumgreifenden Protestformen wie Occupy etc. wiederspiegelt."
Aus: Traue, Boris (2014). Resonanzbild und ikonische Politik. Eine visuelle Diskursanalyse partizipativer Propaganda. In Michael Kauppert & Irene Leser (Hrsg.), Hillarys Hand. Zur politischen Ikonographie der Gegenwart (S. 131-156), Bielefeld: transcript.
Der Band versammelt Interpretation der Situation-Room-Fotografie von Ruth Ayaß, Roswitha Breckner, Horst Bredekamp, Michael Diers, Michael Kauppert, Irene Leser, Katja Müller-Helle, Susann Neuenfeldt, Ulrich Oevermann, Jürgen Raab, Gerhard Schweppenhäuser und Boris Traue.