Videosoziologie – Audiovisuelle Kulturen der Selbstthematisierung

Workshop „Visuelle Analyse & Diskursanalyse"

Workshop

Organisation: Mathias Blanc & Boris Traue

Technische Universität Berlin, 17. und 18. Mai 2013

Veranstaltungsort:

Technische Universität Berlin
Institut für Soziologie
Fraunhoferstr. 33-36
10587 Berlin


In den Sozial- und Kulturwissenschaften hat sich in den letzten Jahren die Auffassung durchgesetzt, dass Bilder für die Formen des Wissens, der Ökonomie und der Politik von Gegenwartsgesellschaften wesentlich sind. Die durch Kunst- und Bildwissenschaften ausgerufene Wende zur Visualität hat sicherlich zur Konjunktur der visuellen Soziologie beigetragen. Das sozial- und kulturwissenschaftliche Interesse an Vergesellschaftungsweisen wirft allerdings eigenständige Fragen an die Rolle der Bilder bzw. der Sichtbarkeiten auf.

Bislang wurden in der visuellen Soziologie vor allem hermeneutische Methoden der Interpretation von Bilder, Filmen und Videos entwickelt. Dabei konnte vor allem das kunstgeschichtliche Instrumentarium für die sozialwissenschaftliche Interpretation fruchtbar gemacht werden. Strukturelle und prozessuale Dimensionen des Handelns mit Bildern und des Behandeltwerdens durch Bilder werden dabei allerdings in ihrer Komplexität systematisch unterschätzt. Dazu tritt die Herausforderung der digitalen Technologien, die Bilder zu einem flüssigen und interaktiven Mittel der Kommunikation gemacht haben. Diese Kommunikation ist durch institutionelle, rechtliche, ökonomische und technische Bedingungen geprägt, die im Zuge visueller Analysen mitbedacht werden müssen.

Diese Bedingungen greifen weit über das einzelne visuelle Phänomen hinaus und Verschaffen diesem zugleich neue Wirksamkeiten. Die enormen Umwälzungen der letzten Jahre zeigen, dass gesellschaftliche Verhältnisse immer auch Medienverhältnisse sind, in denen Aussagen, visuelle Gestalten und Datenströme neue Verbindungen eingehen: visuelle Modi politischer Steuerung nach dem 11. September 2001 und während der darauffolgenden Kriege, der Stellenwert der Amateurvideografie im arabischen Frühling und bei anderen Protesten, die Visualisierung des Wissens durch neue Präsentationstechniken, die visuelle Ästhetisierung der Warenform „Branding“ im „kommunikativen Kapitalismus“.

Mit dem Workshop soll eine Gelegenheit geschaffen werden, über zentralen Frage der sozialwissenschaftlichen visuellen Analysen zu diskutieren: Welche strukturellen Momente kommen in der Zirkulation von Zeichen und Bildern zum tragen? Und wie finden wir die institutionellen und technischen Strukturen in der Analyse von Bildern?

Eine Beschäftigung mit dem Verhältnis von visueller Analyse und Diskursanalyse bietet eine Möglichkeit, sich dieser Frage zu nähern. Bestehende Positionen der Bilddiskursanalyse, der visuellen Diskursanalyse und Analysen des Regierens im Bildraum wurden aufgenommen, rekapituliert und weitergedacht. Die aufgewordenen Fragen des theoretischen, methodologischen und methodischen Stellenwerts der Strukturen, der Medialität und Materialität sind für alle Spielarten visueller Analyse von Bedeutung, die auf dem Workshop vertreten waren. In Reflexion auf die Möglichkeiten einer ‚visuellen Diskursanalyse‘ wurden im Rahmen des Workshops Probleme des Verhältnisses visueller Analysen zu strukturell-medialen Momenten ausgelotet.

Freitag 17. Mai

12:30 -13:30
Ankommen
13:30 – 14:00
Begrüßung und Einführung
14:00 – 15:00
Ein lustvoller Machtkampf – methodologische Überlegungen zur sozialen Produktivität der Bilder und den Möglichkeiten visueller Diskursanalyse
Antke Engel, Institut für Queer Theory Hamburg/Berlin
15:00 - 16:00
Wo man hinschaut Kalter Krieg? Forschungspragmatische Annäherungen an eine Visuelle Diskursanalyse des beginnenden Kalten Krieges im ost-westdeutschen Vergleich.
Silke Betscher, Universität Bremen
16:00 – 16:30
Kaffeepause
16:30 – 17:30
Kommunikationsregime des Webvideo. Überlegungen zur wissenssoziologischen Untersuchung audiovisueller Diskurse und Atmosphären
Boris Traue, TU Berlin
17:30 – 18:30
Sims Revisited. Die visuellen Stile von Machinima Mashups
Ramon Reichert, Universität Wien
20:00
Abendessen

Samstag, 18.Mai

09:30 - 10:30
Vom Bild zum Topos und zurück. Möglichkeiten und Grenzen Visueller Diskursanalyse des Films
Antonia Schmid, Universität Potsdam
10:30 – 11:30
Mathias Blanc
Dokumentarfilmische Praktiken: Spannungen zwischen Beziehungsbild und Diskurs
Mathias Blanc, Universität Strasburg/TU Berlin
11:30 – 13:00
Mittagessen
13:00 – 14:00
Zur Ikonizität der Diskurse: Methodologische Perspektiven einer semiotischen Diskursanalyse visueller Praktiken
Stefan Meier, TU Chemnitz
14:00 -15:00
Abschlussrunde